Sophie Scholl

Sophie Scholl wird am 9. Mai 1921 in Forchtenberg/Württemberg, Deutschland, als drittes von sechs Geschwistern geboren. Zusammen mit ihrem Bruder Hans gehörte sie der Widerstandsbewegung «Die Weisse Rose», an, die mit Flugblättern gegen Adolf Hitler und sein nationalsozialistisches Regime kämpften. Mit 21 Jahren wird Sophie Scholl von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt und ermordet.

Sophie Scholl und ihr Bruder Hans wachsen mit den Geschwistern Inge, Elisabeth, Werner und der früh verstorbenen Thilde in einem liberalen Elternhaus auf. Vater Robert ist ein Pazifist, die Mutter Magdalena ist religiös geprägt, die Kinder erziehen sie nach christlich-humanistischen Werten. Die Eltern leben ihnen vor, für ihre Überzeugungen einzustehen. Wie ihre älteren Geschwister Inge und Hans ist Sophie anfangs noch begeistert von den Idealen der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädel (BDM). Im Januar 1934 tritt sie den Jungmädeln bei, der Organisation für zehn- bis 14-jährige Mädchen innerhalb der HJ. Sophie liebt die gemeinschaftlichen Aktivitäten mit den anderen Mädchen in der Natur und übernimmt schon bald Führungsaufgaben. In der Familie kommt es deswegen immer wieder zu Streit mit den Eltern, die sich deutlich gegen den Nationalsozialismus aussprechen.

Zunehmend erleben die Geschwister Scholl jedoch selbst Widersprüche zwischen der Fremdbestimmung durch die Vorschriften der Partei und ihrem eigenen freiheitlichen Denken. Ernüchtert und angewidert kehrt Hans Scholl 1936 vom NSDAP-Parteitag in Nürnberg zurück; die dort zelebrierte Gleichschaltung und Uniformität öffnen ihm die Augen. Die Brüder Hans und Werner Scholl schliessen sich der verbotenen «Bündischen Jugend» an und geraten dadurch mit dem damaligen Gesetz in Konflikt. Ein Jahr später verliert Sophie ihren Rang als Gruppenführerin bei den Jungmädeln. Werner, der stille Jüngste, verbindet in einer nächtlichen Aktion der Justitia vor dem Landgericht in Ulm mit einer Hakenkreuzbinde die Augen.

Nach dem Abitur im März 1940 beginnt Sophie eine Ausbildung als Kindergärtnerin und hofft, dadurch dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen. Doch die Ausbildung wird nicht als Ersatz anerkannt und sie muss den Arbeitsdienst ableisten. Erst im Mai 1942 darf Sophie das Biologie- und Philosophiestudium in München aufnehmen. Dort wird sie rasch in den Freundeskreis ihres Bruders Hans aufgenommen. Die jungen Leute besuchen die Vorlesungen des kritischen Philosophieprofessors Kurt Huber und diskutieren philosophische, gesellschaftliche und religiöse Fragen. Sie sind sich einig darin; Hitler und sein Regime muss gestürzt werden! Nebst ihrer Freundschaft und ihrer politischen Haltung verbindet sie zudem die Freude an der Musik, der Literatur und den bildenden Künsten.

Sophies Bruder Hans und dessen Freund Alexander Schmorell schreiben und verbreiten im Sommer 1942 die ersten vier Flugblätter der Widerstandsbewegung «Die Weisse Rose». Die beiden bilden den Kern der Gruppe, der sich Sophie und andere aus dem Freundeskreis nach und nach anschliessen um sie auf unterschiedliche Weise zu unterstützen.

Im Januar 1943 arbeitet Sophie bei der Herstellung und Verbreitung des fünften Flugblatts der Weissen Rose mit. Das sechste Flugblatt ist bereits gedruckt, als sie von einem Besuch der Eltern nach München zurückkehrt. Am 18. Februar legt Sophie gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Flugblätter in der Münchner Uni aus. Dabei wirft sie einen Stoss Blätter von einer Balustrade in den Lichthof der Universität hinab. Die beiden werden entdeckt und verhaftet.

In den Verhören kann Sophie die Gestapo zunächst von ihrer Unschuld überzeugen. Doch als sie vernimmt, dass ihr Bruder Hans gestanden hat, geht sie dazu über, sich selber und Hans als Hauptakteure der Bewegung darzustellen. Dadurch versucht Sophie andere Mitglieder der Gruppe zu entlasten und zu schützen. Vier Tage nach ihrer Festnahme, am 22. Februar 1943, findet der erste Prozess gegen drei Mitglieder der Weissen Rose vor dem Volksgerichtshof statt. Sophie Scholl, ihr Bruder Hans und Christoph Probst werden zum Tode verurteilt und noch am Nachmittag des gleichen Tages hingerichtet.

Autorin Irina Schulthess