Das krumme Geschäft mit den Bananen

Gelb, gesund – und günstig: Bananen stehen hierzulande ganz weit oben auf der Obst-Hitliste. Weil sie lecker schmecken, keine Frage. Und weil sie nicht viel kosten. Dabei schuften Menschen in Mittel- und Südamerika hart, um die Früchte zu ernten. Und die Bananen müssen zudem einen langen Weg zurücklegen, bis sie bei uns im Supermarkt liegen. Welche Folgen hat also unser Bananenhunger?

Text: Sarah Marquardt

Einen praktischeren Pausensnack gibt es kaum. Bananen passen in jede Schultasche, liegen perfekt in der Hand, und ihre luftdichte, leicht zu öffnende „Verpackung“ hätten sich Produkt-Designer nicht besser ausdenken können. Mehr als zehn Kilogramm Bananen verspeisen wir hierzulande durchschnittlich pro Kopf und Jahr. Damit gehören die gelben „Finger“, so die Übersetzung des arabischen Wortes „banan“, zu den Lieblingsfrüchten der Deutschen.

Und das, obwohl Bananen nicht wie Äpfel oder Erdbeeren direkt vor unserer Haustür wachsen. Wenn wir ihnen die Schale vom Leib ziehen, haben die Früchte bereits einen langen Weg hinter sich: Die meisten Bananen, die wir hier in Deutschland kaufen können, stammen aus Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica. Dort wachsen sie auf riesigen Plantagen an bis zu sechs Meter hohen Stauden. Wenn Arbeiter die Früchte ernten, sind diese noch unreif, also hart, grün und ungenießbar. Nur so überstehen sie den Weg zu uns, ohne zu zermatschen. Auf dem Weg werden sie in Containern heruntergekühlt und in eine Art Winterschlaf versetzt. Erst wenn sie ihren Zielort erreicht haben, reifen sie in speziellen Kammern zu gelben, weichen und süßen Leckerbissen.

Doch längst nicht jede Banane gelangt überhaupt auf ein Kühlschiff nach Europa. Denn für die Bananen in unseren Supermärkten gibt es besondere Richtlinien der Europäischen Union: Sie müssen mindestens 14 Zentimeter lang sein und 2,7 Zentimeter dick, zudem darf ihre Schale keine Druckstellen zeigen.

Leider steht im Gegenzug nirgendwo geschrieben, unter welchen Umständen Bananen angebaut werden sollten. Und so schuften viele Arbeiter auf Plantagen in Mittel- und Südamerika noch immer für einen Hungerlohn. Sie haben keine festen Arbeitsverträge, keinen Urlaub und keine Krankenversicherung.

Nicht zuletzt besprühen Flugzeuge vielerorts die Stauden aus der Luft mit sogenannten Pestiziden, um sie vor Pilzen und Insekten zu schützen. Diese Gifte gelangen nicht nur in den Erdboden und verseuchen das Grundwasser. Oft atmen auch die Arbeiter die gesundheitsschädlichen Mittel ein und werden krank.

Die Produzenten sagen, sie müssten mit dem Verkauf der Früchte mehr Geld verdienen, um an diesen Bedingungen etwas zu ändern. Denn eine umweltschonende und faire Produktion ist teuer und aufwendig. Die Supermarktketten wollen dafür jedoch keine höheren Preise zahlen. Was vor allem daran liegt, dass wir, die Kunden, erwarten, dass Bananen möglichst billig sind.

Immerhin bietet mittlerweile beinahe jeder Supermarkt auch fair gehandelte Früchte oder Bio-Bananen an. Sie liegen in den Regalen oft direkt nebenan. Zu erkennen sind sie an den Siegeln, die auf der Schale kleben (siehe Kasten auf Seite 15). Diese garantieren zum Beispiel höhere Löhne und bessere Bedingungen für die Arbeiter auf den Plantagen oder einen umweltschonenden Anbau. Zugegeben: Die „fairen“ Bananen schmecken in der Regel nicht besser als die „normalen“ und sind etwas teurer. Doch wer sich für sie entscheidet, genießt mit jedem Bissen auch ein gutes Gewissen.

Text zur Verfügung gestellt von GEOlino