Einsatzmöglichkeit für GS Visuellpädagogik

Unterstützenden Kommunikation

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Kommunikation ist ein Grundbedürfnis. Ohne Kommunikation ist ein Teilnehmen an der Gesellschaft, aber auch in einer Gruppe nicht möglich.
Für behinderte Menschen, die sich nicht verbal artikulieren können, wird deshalb eine unterstützende Kommunikation angeboten. Dabei wird auch eine spezielle Form der Gebärdensprache angewendet.
Der Erfolg der unterstützenden Kommunikation ist mittlerweile unbestritten und trotzdem stösst dieser Weg bis anhin immer wieder an Grenzen.
Mit diesem Merkblatt zeigen wir auf, warum in der unterstützenden Kommunikation neue Wege beschritten werden sollten.

Nachteile der bekannten unterstützenden Kommunikation

  • Die Unterstützende Kommunikation mit Gebärden ist eine künstliche Sprache.
  • Der Wortschatz ist beschränkt.
  • Ein emotionaler Bezug zu diesen Gebärden ist nicht möglich.
  • Die Gebärden müssen mühsam eingeübt werden.
  • Das vergessen der einzelner Gebärden muss mühsam verhindert werden.
  • Das isolierte Erlernen einzelner Gebärden stösst oft an Grenzen, es fehlen Erfolgserlebnisse
  • Eine selbständige und umfassende Kommunikation ist nicht möglich, eine Grammatik fehlt.
  • Die Anwendung ist von der Bezugsperson / Institution abhängig.
  • Hilfsmittel und Lernhilfen sind nur beschränkt vorhanden.
  • Die Produktion von neuen Lernmitteln verursachen enorm hohe Kosten, bestehende Ressourcen können nicht genutzt werden.

Vorteile der Gebärdensprache als unterstützende Kommunikation

  • Sie ist eine vollwertige, natürliche Sprache.
  • Der Wortschatz ist unbeschränkt. Die unterstützende Kommunikation kann somit individuell den Bedürfnissen und Möglichkeiten angepasst werden.
  • Eine Sprache erlaubt mehr Emotionen als einzelne Wörter. Dies hilft auch, emotionale Konflikte kommunikativ zu lösen.
  • Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Sprache zu üben.
  • Durch das bestehen von Synonymen ist die Auswahl des Wortschatzes leichter anpassbar. Motorisch schwierige Gebärden können leichter ersetzt werden.
  • Missverständnisse können eher vermieden werden, Umschreibungen sind möglich.
  • Es gibt verschiedene Medien, welche in Gebärdensprache angeboten werden: Bücher, Geschichten, Filme, Informationsseiten im Internet, aber auch die Tagesschau im Schweizer Fernsehen. Der Zugang zu diesen Medien wird ermöglicht.
  • Es besteht die Möglichkeit, auch Kontakt zu anderen Gebärdensprachigen aufzunehmen.
  • Auch mehrfach behinderte Hörbehinderte wenden die Gebärdensprache erfolgreich an.
  • Es bestehen mittlerweile verschiedene Lernhilfen zur Verfügung, die auch visuell sehr ansprechend sind.
  • Der Einbezug von Familienmitgliedern ist einfacher, da es leichter ist, eine richtige Sprache zu lernen als nur unzusammenhängende Gebärden.
  • Wörter müssen nicht mehr einzeln erlernt werden. Durch die Satzbildung können die Gebärden fliessender angewendet werden.
  • Die vorhandenen Ressourcen (Händen, Augen und visuelle Wahrnehmungen) werden zusätzlich gefördert.
  • Die kognitive Entwicklung hängt mit der Sprachkompetenz zusammen. Mit dem Erlernen der Gebärdensprache erfolgt auch hier eine Verbesserung.
  • Die Fachpersonen haben mehr berufliche Möglichkeiten.

 

Warum dieses Merkblatt?
Der Verein zur Förderung der Gebärdensprache macht zusammen mit dem Verlag fingershop.ch regelmässig Öffentlichkeitsveranstaltungen. Grundsätzlich für die Gebärdensprache.
Regelmässig werden wir dabei auf die unterstützende Kommunikation angesprochen. Dabei zeigt sich, dass die Eingeschränktheit der gegenwärtigen Anwendung als grosses Problem wahrgenommen wird. Der Wortschatz ist sehr klein. Wenn die kognitiven Fähigkeiten eines Behinderten es erlauben, mehr zu lernen, stösst die unterstützende Kommunikation regelmässig an die Grenze. In einem solchen Fall wird dann oft die Gebärdensprache hinzugezogen. Da einige Gebärden identisch sind, andere sich aber gänzlich unterscheiden, ergeben sich daraus neue Probleme.
Ebenfalls wird festgestellt, dass viele Behinderte nicht viele Gebärden erlernen können. Da die Gebärden nur einzeln verwendet werden, muss jede einzelne Gebärde einzeln gelernt werden, eine Verknüpfung der neuen Fähigkeiten ist jedoch nicht möglich. Die Kommunikation erfolgt auch fast ausschliesslich von Betreuer zu Betreuten und umgekehrt, eine erweiterte Nutzung ist nicht gegeben. Somit fehlt auch eine Übungsmöglichkeit.
Die Erfolge der unterstützende Kommunikation sollen mit diesem Merkblatt keineswegs geschmälert werden. Es macht jedoch keinen Sinn, eine künstliche Sprachhilfe zu verwenden, wenn es eine umfassende, natürlich gewachsene Alternative gibt, die fast alle Grenzen der bisherigen unterstützende Kommunikation problemlos aufheben kann.
Die einzige Hürde für diesen Weg ist der Wille, auch neue Wege einzugehen.
Die Gebärdensprache wird bereits heute auch bei autistischen Kindern mit Erfolg angewendet. Warum soll bei anderen behinderten Menschen etwas eigenes, isoliertes verwendet werden, wenn mit der Gebärdensprache überall Erfolge erreicht werden können.